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Freitag, 25. April 2014

Webstrategie: Zensur und Gleichschaltung der Medien kippen

Falschmeldungen und Gerüchte fühlen sich in den Tageszeitungen bzw. deren Onlineausgaben pudelwohl.

Kritische Leserbriefe werden vor allem bei RP ONLINE zensiert oder mit Hinweis auf dämliche Allgemeine Geschäftsbedingungen gelöscht.


Das ist nach meiner Auffassung bereits verfassungswidriger Journalismus.

Prozessjournalismus:
Einen Abstellknopf gibt es nicht

Im Social Web fühlen sich Falschmeldungen und Gerüchte nicht nur pudelwohl, sie werden in kollaborativer Arbeit auch widerlegt. Einen Abstellknopf für derartigen “Prozessjournalismus” gibt es nicht.

Nachrichtenmeldungen, die sich nachträglich als völlig oder teilweise falsch erweisen, gehören mittlerweile zum Internetalltag. Aufgrund der Dynamik von Twitter, Blogs und Social Networks, dem redaktionellen Druck, Berichte als Erste zu veröffentlichen, sowie knappen Ressourcen, um eintreffende Meldungen auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen, verbreiten sich immer wieder Enten im Netz. Oft kommen sie von Blogs oder tauchen bei Twitter auf, um dann auch von etablierten Nachrichtenmedien aufgegriffen zu werden.

Ob nun Falschmeldungen zum angeblichen Tod von Prominenteninkorrekte Wahlergebnisse oder Berichte über eine angebliche Komplettblockade von Google in China – die Bandbreite an Gerüchten, die sich rasant im Social Web herumsprachen und später korrigiert werden mussten, ist groß.

Bisher wurden derartige Vorfälle als Schwäche des Netzes und vor allem des Echtzeitwebs angesehen. In einer Analyse zur bereits erwähnten Nachricht über eine Google-Blockade in China, die am Ende doch keine war, bringt Mathew Ingram bei GigaOm aber eine für mich neue Perspektive in die Diskussion, die mir sofort sehr sympathisch erschien


Er sieht die Art, wie sich besagte China-Story entwickelte ...
Meldung über Blockade verbreitet sich über Twitter, Blogs und Nachrichtenportale; Zweifel tauchen in Blogs und bei Twitter auf; Google dementiert Stunden später, 
… als natürliche Folge der neuen digitalen Gegebenheiten und versucht, der nachträglichen Korrektur von im Social Web verbreiteten Falschmeldungen durch die kollaborative Arbeit der Nutzer des Social Webs etwas Positives abzugewinnen.

Statt ein fertiges journalistisches Produkt vorgesetzt zu bekommen, das nach seiner Veröffentlichung dann auch nicht mehr aktualisiert oder Leser-Feedback nachträglich einfließen lässt, wird Journalismus hier zu einem Prozess, am dem jeder teilhaben kann und an dessen erfolgreichem Abschluss (= wahre Tatsachen ans Tageslicht zu bringen) jeder mitwirken kann.

Die Sichtweise von Mathew Ingram halte ich jedoch aus einem ganz einfachen Grund für sehr sinnvoll: Sie ist pragmatisch . Denn egal ob die kollektive, öffentliche Ausführung journalistischer Arbeit von Beteiligten, die keine Journalisten sind, am Ende dem klassischen Journalismus über- oder unterlegen ist, egal ob sie letztlich bessere oder schlechtere Resultate liefert – sie ist eine Tatsache, mit der sich jeder anfreunden muss.

Das Echtzeitweb wird nicht wieder verschwinden, genauso wenig wie Microblogging, Blogs und soziale Netzwerke. Wo Millionen von Menschen ihre Gedanken publizieren, kommt es unweigerlich zur Gerüchtebildung, und diese Gerüchte verbreiten sich blitzschnell im Netz. Für diesen Vorgang gibt es keinen Abstellknopf. Prozessjournalismus ist damit gezwungenermaßen ein elementarer Bestandteil der heutigen Informationsgesellschaft. Ohne dass sich dies jemand freiwillig ausgesucht hat und ohne dass sich daran etwas ändern lässt.

Wie wäre es mit einem eigenen Ressort, das aktuelle Hinweise und Gerüchte aus dem Netz aufgreift, transparent und mit Hilfe technischer Raffinessen darstellt und gleichzeitig bei der sorgfältigen Auflösung/Verifikation mithilft? Mehr auf netzwertig.com 

Diesen Beitrag brachte ich früher bereits an anderer Stelle. Es wird jedoch immer wichtiger, die Zensur und Gleichschaltung der Medien zu kippen. Das Thema ist aktueller denn je. 

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